Fediverse

Liebe Hobbyfotografen! Bitte werdet alle Semi-Profis!

Ein Foto ist so viel wert. Es transportiert Information und Image, erzählt oder unterstützt eine Geschichte, es wertet ein Produkt oder eine Dienstleistung auf, illustriert einen langen Text, dient als Eyecatcher und Aufmerksamkeitserreger. Doch viele Hobbyfotografen wissen gar nichts über diesen Wert. Selbst dann nicht, wenn eines ihrer Fotos so gut ist, dass es für kommerzielle Zwecke geklaut wurde.

Gerade stolpere ich wieder über eine Debatte, die mich seit Jahren verfolgt. In einer Gruppe für Fotografie-Einsteiger fragt ein Hobbyfotograf verunsichert, ob er etwas dagegen tun kann, dass ein Campingplatz ungefragt sein Foto für eine Werbebroschüre benutzt hat.

Das kann er natürlich, Stichworte: Urheberrechte, Nutzungsrechte, Honorierung nach MFM-Liste, doppelte Honorierung wegen unterlassener Namensnennung, etc. Aber um die rechtlichen Details soll es hier gar nicht gehen. Ich war schockiert über das geballte Unwissen, das sich in den Antworten anderer Diskussionsteilnehmer widerspiegelte. Zum Beispiel, dass der Hobbyfotograf selber schuld sei, denn er habe das Bild ja frei verfügbar ins Internet gestellt. Ich war aber auch schockiert darüber, dass es Menschen gibt, die zwar selbst fotografieren, es aber für einen Frevel halten, wenn ein Fotograf seine Rechte als Urheber gewahrt wissen will. Die den Wert ihrer eigenen Fotos so sehr geringschätzen, dass sie dankbar sind für jede Form Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wird – und sei es ein honorarfreier Abdruck ohne Fotocredit.
Das muss aufhören.

Mir ist es ein Anliegen, dass Hobbyfotografen verstehen, was ihre Fotos WERT sind! Und warum sie ihre Fotos NIE einfach verschenken sollten. Und dass sie es sich NIE gefallen lassen sollten, wenn ihre Fotos geklaut werden. Bei aller Eitelkeit nicht.

Was Profifotografen nie sagen würden, Hobbyfotografen aber ständig sagen

Ach, ich hab das doch nur für mich gemacht! Und ich freue mich, dass es jemand für seine Broschüre drucken will, das ist doch toll!

Hobbyfotograf/Amateurfotograf
Ein Hobbyfotograf macht beruflich meist überhaupt nichts mit Fotografie, sondern fotografiert nur in seiner Freizeit. Er fotografiert aus Freude an der Bildgestaltung und Bilderjagd, und er tauscht sich in Foren, Communities und Facebook-Gruppen gern mit anderen Hobbyfotografen über die eigenen Fotos und die der anderen aus. Seine Ausrüstung kann oft viel kleiner und weniger teuer ausfallen, als die eines Profifotografen. Nicht selten aber steht sie in Wert und Qualität der Ausrüstung eines Profifotografen in nichts nach. Denn wer ein Hobby ernst meint, ist auch bereit darin zu investieren. Hobbyfotografen nehmen häufig an Hobbyfotoworkshops und Stammtischen teil, und wenn ein bestimmter Bereich der Fotografie, wie die Landschafts- oder Makrofotografie, sie besonders fasziniert, dann verbringen sie viel Zeit  damit, diesen Bereich für sich zu erschließen und ihn für sich zu perfektionieren.

Profifotograf/Berufsfotograf
Ein Profifotograf lebt von der Fotografie. Er fotografiert im Auftrag von Fotoagenturen, Verlagen, Redaktionen, Werbeagenturen, Privatleuten (zum Beispiel bei Hochzeiten), Eventveranstaltern oder produziert freie Arbeiten, die er Redaktionen oder zum Beispiel Kunsthäusern anbietet. Seine Ausrüstung muss auf professionellem Niveau sein, immer dem aktuellen Stand der Technik entsprechen, und meist hat er Kameras und Objektive doppelt und dreifach, um eventuelle Ausfälle zu überbrücken oder weil er mit mehreren Kameras parallel arbeitet. Einige betreiben Fotostudios, für die zusätzlich zu Kameras erhebliches Equipment angeschafft wird. Profifotografen bilden sich bei Profiworkshops weiter, die auch Themen wie Urheber- und Nutzungsrechte, Fotorechte (Property- und Model-Releaes), Vermarktung und Steuerfragen beinhalten können. Sie sind oft auf bestimmte Themenbereiche spezialisiert, die nicht nur das grundsätzliche fotografische Handwerk voraussetzen, sondern auch bereichspezifische Skills und Fähigkeiten, die mit Fotografie nur am Rande zu tun haben.

Hobbyfotografen freuen sich, wenn ihre Fotos „entdeckt“ und an repräsentativer Stelle veröffentlicht werden.
Profifotografen leben davon, dass ihre Fotos irgendwo veröffentlicht und sie für ihre Arbeit angemessen honoriert werden.

DAS ist der einzige, aber existenziell relevante Unterschied zwischen Profi- und Hobbyfotografen.

Die Qualität der Fotos spielt keine Rolle für ihren Wert

Nun habe ich Jehova gesagt, und ja, das eine überspitzt formulierte These. Natürlich müssen Fotos, die sich verkaufen und kommerziell zum Einsatz kommen, grundsätzliche Eigenschaften haben, aber die kann man auf einen Satz reduzieren: Man muss etwas darauf erkennen, das von inhaltlicher Relevanz ist.

Nach fünf Jahren als Community Managerin eine Fotocommunity und nach insgesamt 30 Jahren in der Fotobranche kann ich mit Bestimmtheit sagen: Jedes Foto hat für irgendjemanden irgendeinen Wert. Die heutigen Scoops, also Fotos von überraschenden Ereignissen, die jemand exklusiv an eine Fotoagentur oder eine Redaktion anbieten kann, sind nicht selten Fotos aus Smartphones. Hier zählt nur, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und im richtigen Moment abgedrückt hat. Und natürlich, dass etwas zu erkennen ist. Dann hat man schon ein redaktionell relevantes Foto, das einen exklusiven Wert hat, selbst wenn der Urheber kein Fotograf ist und die Kamera nur ein Smartphone war.

Wenn es dagegen um Image-Fotos geht, die man für Werbezwecke einsetzen kann, dann zählt eine hohe technische Qualität, fotohandwerkliches Wissen und Können in Fotografie und Postproduktion und ein Gefühl für Bildgestaltung. All das ist aber nicht Profifotografen vorbehalten.
Es gibt etliche Hobbyfotografen, die in ihrem Hobby überaus professionelle Skills entwickelt haben und Fotos produzieren, die in nichts einer professionellen Produktion nachstehen. Ich habe mit GEO-Fotografen über die fantastischen Landschaftsaufnahmen von Hobbyfotografen in der einstigen, inzwischen geschlossenen* VIEW Fotocommunity gesprochen, die nicht selten mit erheblichem zeitlichen und technischen Aufwand entstehen, und sie haben ihnen ihren Respekt ausgesprochen. (*Die VIEW Fotocommunity musste nicht wegen schlechter Fotos, sondern wegen Interesselosigkeit des Verlags schließen. Aber das ist eine andere Geschichte.)

Und ich kenne Profifotografen, deren Fotos auf den ersten Blick keinen besonders einzigartigen Bildstil erkennen lassen. Oder die ihr Equipment mehr nach pragmatischen denn nach bildgestalterischen Vorgaben zusammenstellen. So hat der von mir sehr geschätzte Kriegsreporter Perry Kretz digital zuletzt ausschließlich mit einem Objektiv fotografiert, das in Fotoforen für Hobbyfotografen gern wegen seiner mittelguten Abbildungsqualität als „Suppenzoom“ (verballhornt von „Superzoom“) eingesetzt wird: Ich glaube es war ein 28-300mm. Einfach, weil er in Krisensituationen nicht groß rumtauschen, sondern schnell sein wollte. Perry Kretz wird im nächsten Jahr 85, 35 Jahre davon arbeitete er für den stern. Er war der älteste akkreditierte Fotojournalist im Irakkrieg 2003, da war er 70. Einer wie Perry macht keine Fotokunst. Er dokumentiert Geschichte. Und die ist relevant.

Diese Diskussion lässt sich also nicht an der technischen Qualität eines Fotos führen. Ein Foto ist dann gut, wenn es für jemanden relevant ist. Punkt.

Fotos sind wertvoll

Aber ich mach das doch nur als Hobby!

sagen Hobbyfotografen. Und die meisten wollen den Profifotografen auch gar nichts „wegnehmen.“ Im Gegenteil: Wenn man mit ihnen diskutiert, warum sie ihre Bilder verschenken, dann argumentieren sie damit, dass sie das den Profis überlassen wollen. Und nur weil sie das Foto doch eh schon fertig haben und weil es doch sonst einfach ungenutzt auf der Festplatte liegen würde, geben sie es honorarfrei weg. „Ich hatte doch keinen Aufwand damit.“

Das ist sehr kurz gedacht. Im ersten Augenblick fallen einem die Aufwände vielleicht nicht ein. Doch auch in einem Hobbyfotografenleben gehen oft viele tausend Euro über die Ladentische von Fotofachgeschäften, Workshop- und Reiseveranstaltern, Softwareentwicklern und Hardwareherstellern. Unverständlich ist es dann, wenn man die Gelegenheit, einen Teil davon refinanzieren zu können, nicht wahrnimmt.

Und auch der zeitliche Aufwand ist oft erheblich. Denn wenn es sich nicht gerade um einen Smartphone-Quickie-Scoop handelt, dann hat auch ein Hobbyfotograf erhebliche Lebenszeit in die Entwicklung seiner Fotoskills investiert, bis er fähig war ein Foto zu produzieren, das so attraktiv  ist – dass es geklaut wird. Vom zeitlichen Aufwand während der Aufnahme ganz zu schweigen, denn das Warten auf Polarlichter zum Beispiel kann zu einer aufreibenden Geduldsprobe werden.

Liebe Hobbyfotografen, Ihr seid Semi-Profis

Das zusammengenommen stellt also schon einen erheblichen monetären Wert für Euch dar. Wenn Ihr da mal ganz genau und kritisch und ehrlich mit dem Taschenrechner drauf schaut, und die Ausgaben der letzten Jahre für Euer Hobby zusammen rechnet, dann kann es sein, dass Ihr ganz schön schlucken werdet.

Deshalb hier mein Appell an Euch:

Hört auf, Eure Fotos zu verschenken! Schreibt Rechnungen! Fotos sind wertvoll!

Denn Ihr entwertet nicht nur Eure eigenen Fotos mit Eurer Verschenkmentalität. Ihr entwertet die Arbeit eines jeden Fotografen – egal ob Profi- oder Hobbyfotograf. Ihr entwertet ein Handwerk. Und Ihr fördert Respektlosigkeit.

Profifotografen, die zum Einen von ihrer Fotografie leben müssen und zum anderen oft ein Vielfaches in Equipment und Weiterbildung investieren müssen, als Ihr, müssen sich heute selbst von Verlagen, Redaktionen und Fotoagenturen im Honorar drücken lassen, weil diese häufig auch versuchen an billige oder kostenlose Fotos von Hobbyfotografen zu kommen.

Wirklich jeder Profi hat mindestens schon einmal die Anfrage bekommen: „Wir würden gern Dein Foto drucken/nutzen. Wir bieten Dir dafür einen Fotocredit und einen Link auf Deine Seite. Das ist dann eine tolle Werbung für Dich! Ein Honorar ist nicht vorgesehen.“ Kein Schreiner, Friseur oder Lebensmittelhändler musste sich je so einen Scheiß anhören. Auf die Idee käme gar keiner.

Außer natürlich, es gäbe tausende Hobby-Schreiner, Hobby-Friseure und Hobby-Lebensmittelhändler, die ihre Dienstleistungen und Produkte massenhaft verschenken, einfach nur weil ihnen ihr Handwerk so viel Freude bereitet und sie stolz darauf sind, dass sich jemand (der dann damit Geld verdient) für die Ergebnisse ihrer Hobbys interessiert.

Liebe Hobbyfotografen, zügelt Eure Eitelkeit!

Sorry, wenn das jetzt nicht nett rüber kommt, aber es ist einfach so: Liebe Hobbyfotografen, Ihr seid eitel. Und in Eurer Eitelkeit seid Ihr unglaublich dumm. Ich meine das wirklich nicht böse, aber ich beobachte jetzt seit Jahren, wie Ihr Eure zum Teil fantastischen Fotos unkritisch in jeden Fotowettbewerb kippt, in dessen Teilnahmebedingungen Ihr sämtliche Nutzungsrechte bis hin zur zeitlich unbegrenzten Weitergabe an Dritte abtretet. So werden kostenlos Bilddatenbanken aufgebaut, aus denen sich dann genau die Leute bedienen, die den Profis dann wörtlich sagen: „Wie, Du willst ein hohes Honorar für Deine Fotos? Im Internet bekomme ich solche Fotos für ein paar Cents!“

Eure Chance bei so einem Fotowettbewerb auch nur i.r.g.e.n.d.e.t.w.a.s. zu gewinnen liegt im Promillebereich. Der Gewinn der Veranstalter ist dagegen langfristig erheblich. Die haben die uneingeschränkten Nutzungsrechte – und damit die Verkaufsrechte – an Euren Fotos und verdienen damit Geld. Ihr werdet da vermutlich nie von erfahren, denn Ihr habt mit Eurer Teilnahme an dem Fotowettbewerb, dessen Teilnahmebedingungen Ihr nicht mal überflogen habt, vermutlich auch Euer Recht auf Namensnennung abgegeben.

Weitreichende Nutzungsbedingungen Das ist GlückDie so sympathisch wirkende App „Das ist Glück“ von der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein GmbH lässt sich in ihren Nutzungsbedingungen zum Beispiel solche weitreichenden Nutzungsrechte geben. Da darf man also Fotos einreichen ohne jemals irgendeinen Gegenwert dafür zu erhalten. Was für ein Glück – für die Tourismus-Agentur. Das stellt seit zwei Jahren niemand in Frage. Warum nicht? Weil es so viele Menschen gibt, die ihre Fotos einfach sinnlos verschenken, dass heute viele glauben, dass diese Respektlosigkeit den Fotografen gegenüber irgendetwas mit Normalität zu tun hat.

Eigentümer dieser Tourismus-Agentur ist übrigens das Land Schleswig-Holstein. Es müssen also gar keine dubiosen Anbieter sein, die sich billig an Fotos bereichern wollen. Ganz offizielle Stellen bedienen sich freimütig an den Werken anderer, ohne diese wertzuschätzen.

  • Aber wie mache ich das denn mit den Rechnungen?

Das ist gar nicht so aufwändig und auch nicht kompliziert.

  • Besorgt Euch die aktuelle Publikation Bildhonorare, die sogenannte MFM-Liste. Das ist gut investiertes Geld, denn die MFM-Liste gibt seit Jahren aktuelle Anhaltspunkte über an Nutzungsbedingungen gebundene Honorare. Und je nach Nutzung, abhängig von Nutzungsdauer, Auflage, Printformat, Printgröße können durch ein einziges Bild schnell vierstellige Beträge zusammen kommen. Ja richtig, der Gegenwert eines neuen Objektivs oder einer Kurzreise.
    Die MFM-Liste gibt es auch als App, und das ist alles nicht wirklich komfortabel und modern, aber hier zählen die wirklich wertvollen Inhalte. Nicht ganz so umfangreich aber dennoch hilfreich ist die kostenlose Liste der VG Bildkunst.
  • Fragt bei dem, der Euer Foto verwenden will nach, für welche Zwecke er es einsetzen möchte. Diese Zwecke (Nutzungsbedingungen) schreibt Ihr auch später mit in die Rechnung.
  • Macht ihm auf Grundlage Eurer durch die MFM-Liste gewonnenen Erkenntnisse ein Angebot. Ihr müsst Euch gar nicht sklavisch daran halten. Aber lasst Euch Verhandlungsspielraum. Führt bei Eurem Angebot mit auf, dass Ihr Euch an der MFM-Liste orientiert habt.
  • Verhandelt, aber verliert nicht Eure Selbstachtung. Lieber ein Bild weniger verkaufen, als sich später darüber ärgern, dass Ihr es verscherbelt habt. Das ist es nicht wert.
  • Schreibt eine Rechnung in der Ihr die besprochenen Verwendungszwecke/Nutzungsbedingungen mit aufführt. Wenn Ihr eh ein Gewerbe habt oder Freelancer seid, weist Ihr Mehrwertsteuer mit aus. Wenn nicht, weist Ihr keine Mehrwertsteuer aus. Gebt die Rechnung bei Eurer Einkommenssteuererklärung mit an. Bis zu einem bestimmten Satz müsst Ihr kein Kleingewerbe, Gewerbe oder Freiberuflichkeit anmelden. (WICHTIG: Das hier ist keine rechtsverbindliche Beratung, informiert Euch bei einem Steuerberater. Ist aber wirklich kein Akt. Ein Artikel dazu ist hier.)
  • Liefert das Foto im besprochenen Format, bittet um ein Belegexemplar oder einen Link, erfreut Euch an Geld und Veröffentlichung und lebt mit dem guten Gefühl, niemandem geschadet zu haben.

Erfahrungsaustausch zwischen Hobby- und Profifotografen über den Wert der Fotografie

Aufgrund eingangs genannter Debatte hat sich in der Gruppe spontan eine neue Gruppe gebildet: Astro-Fotograf Sebastian Voltmer hat heute die Gruppe „Was ist mein Foto wert? Tipps zu Honoraren, Urheberrecht und Wert“ gegründet. Auch hier kann es keine rechtsverbindliche Beratung geben, aber sie soll einen Raum für Diskussionen und Erfahrungen rund um den Wert der Fotografie in der Gesellschaft und im Besonderen schaffen.

Bloggen gegen die Entwertung: #fotossindwertvoll

Ich werde mich gern an dieser Diskussion in der Gruppe – und auch hier unter den Artikel – beteiligen. Und wer das Thema in seinem Blog oder seinen Kanälen aufgreifen möchte, der ist herzlich willkommen. Ich werde alle Artikel hier in einer Liste zusammenfassen – auch die, die anderer Meinung sind.

Wer ist dabei? Taggt Eure Beiträge zum Thema mit dem Hashtag #fotossindwertvoll

Eure Diskussionsbeiträge (wird laufend aktualisiert)

8. August 2017

Dr. Martina Mettner hat das Thema aufgegriffen und von verschiedenen Positionen beleuchtet: Fotos sind nicht umsonst  

Fotograf Sascha Rheker hat mich auf einen weiteren wichtigen Aspekt der Wahrung der Urheberschaft und der Kontrolle über die Nutzungsrechte hingewiesen: „Mir fehlt da ein wichtiger Aspekt, der in Diskussionen über Urheberrechte, free-use und dergleichen immer wieder übersehen wird, was Urheberrechte – neben Geld – nämlich auch bedeuten und gewährleisten ist: Kontrolle darüber, was mit meinen Fotos passiert.Und diese Kontrolle nicht aufzugeben gehört zur Verantwortung des Urhebers. Gegenüber sich selbst aber auch gegenüber Dritten.“

In seinem anlässlich des Todes von Comedian Dirk Bach veröffentlichten Artikel von 2012 legt er dar, welcher Missbrauch entgegen des Sinnes eines Fotografen mit einem Bild betrieben werden kann, wenn man alle Nutzungsrechte dafür freigibt. Er hat den Artikel Urheberrechte – Mehr als Geld anlässlich der Diskussion #fotossindwertvoll aktualisiert.

28. August 2017

Es gibt ein Podacst mit Frank Fischer und Dieter Bethke von fotophonie mit mir zum Thema.

14. September 2017 

Noch ein Wort an jene, die keine Rechnungen schreiben wollen

Nun, es wurde viel diskutiert, und oft war zu lesen: Ja, aber wenn ich Rechnungen schreibe bin ich ja gar kein Hobbyfotograf mehr. Ja, das stimmt, und es spricht nichts dagegen, dass Du es bleibst. Aber dann erfreu Dich doch auch einfach mit anderen Hobbyisten daran und fische nicht mit Dumping Preisen in kommerziellen Gewässern. Oder verschenk Deine Hobbyfotos gar an kommerzielle Anbieter.

Entscheide Dich, ob Du Dich weiterhin mit Freude und Interesse entspannt Deinem Hobby widmen möchtest und Dich eben nicht mit Rechnungen, Finanzamt & Co herumplagen möchtest. Oder ob Du Geld für Deine Leistung haben möchtest, wenn Dich ein kommerzieller Nutzer nach einem Bild fragt. Aber dann mach es auch richtig.

Alles andere ist so wie „Wasch mich, aber mach mich nicht nass.“

Linktipps

Auf editorial-blog erklärt MFM-Vorsitzender Dirk Sendel, wie die MFM-Liste jedes Jahr entsteht.

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Catch the Spirit: Hochzeitsfotografie, und warum man auch einfach mal „Nein!“ sagt

26 Comments

  • andrea

    Hallo Sandra,

    vielen Dank für diesen sehr informativen Artikel. Wäre zwar nie auf die Idee gekommen, meine Fotos zu verschenken. Ich denke, es gibt viele Hobbyfotografen, die sich der Folgen nicht bewusst sind, wenn sie ihre Fotos gratis zur Verfügung stellen.

    Das mit den Wettbewerben habe ich heute auch zum ersten Mal gelesen. Doch sehr raffiniert von den Veranstaltern ;-).

    Liebe Grüße, Andrea

      • andrea

        Vielen Dank, liebe Sandra, für den spannenden Link. liebe Grüße, Andrea

  • Sascha Rheker

    Kein Hobbyfotograf findet es ok, wenn ihm jemand einfach die Kamera wegnimmt.

    Kein Hobbytischler findet es ok, wenn ihm jemand einfach die Werkzeuge aus der Garage klaut.

    Der große Unterschied ist, daß der Hobbyschnitzer es auch nicht gut findet, wenn ihm jemand die selbstgeschnitzte Madonnenstatue klaut, selbst wenn der ihm im Gegenzug einen Scheit Holz da läßt.

    Weil der Hobbytischler verstanden hat, daß neben dem Materialwert als auch seine Arbeitszeit und schöpferische Leistung einen Wert haben.

    Manche Hobbyfotografen haben dagegen noch nicht verstanden, daß es einen Unterschied macht, ob sie beim Vereinsfest ehrenamtlich eine Stunde Geschirrspülen oder ob sie jemand in einer Kneipe in die Küche sperrt und gegen ihren Willen abspülen läßt.

    • Sandra

      Du hättest an der Diskussion, die Auslöser für diesen Artikel war, Deine wahre Freude gehabt, Sascha. Nicht 😉

      Und auch jetzt im Nachhall machen mich einige Kommentare einfach fassungslos, weil parallele Beispiele wie mit dem Schreiner überhaupt nicht anerkannt werden. „Ich knips doch nur!“

      However, ich wollte das alles nur mal gesagt haben. Ändern wird sich ja nix…

      • Robert Feldmann

        Hallo Sandra,

        aus diesem Blickwinkel habe ich das noch nie betrachtet. Danke für die nüchterne Analyse.
        Ich bin auch eher aus der „Knipser“ Ecke und habe (und werde es auch nicht) noch nie an solchen Wettbewerben teilgenommen. Wenn ich Bilder in eine Community hoch lade, dann auf 1MB reduziert, das reicht für’s Anschauen, aber (hoffentlich) nicht für’s klauen.
        Sollte ich jemals (was eher unwahrscheinlich ist) auf eines meiner Fotos angesprochen werden, werde ich mich an die MTM Liste erinnern. Oder diesen Artikel, dessen Link ich in die Favoriten gespeichert habe, noch einmal lesen. Wert ist er es. 🙂

        • Sandra

          Vielen dank, Robert 🙂

  • Thomas

    Hallo Sandra,

    vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Ich bin seit vielen Jahre selber Hobbyfotograf und konnte auch schon zahlreiche Bilder verkaufen. Zugegeben, am Anfang musste ich mich überwinden, Geld für Dinge zu nehmen, die ja aus Spaß an der Freude erstellt wurden. Die Hemmungen sind aber gefallen, als ich merkte, das funktioniert.

    Neben der persönlichen Freude über die zusätzlichen Euros in der Geldbörse, die dann doch wieder für Fotoequipment ausgegeben werden, halte ich es aber auch für fair, keine Fotos zu verschenken. Fair allen gegenüber, die von der Fotografie leben müssen.

    LG Thomas

    • Sandra

      …und auch fair Dir selbst gegenüber, Thomas. Immerhin hast Du Zeit und Geld in Dein Know How und Deine Ausrüstung gesteckt.

  • Michael

    Super Artikel! Auch ich fotogrfiere mit Leidenschaft, aber eben „nur nebenberulich“ in meiner Eigenschaft als Blogger und Foto-Nerd. Fotos zu verschenken schadet letztlich allen. Nur fürchte ich, bei der Masse an hervorragenden Bildern und „Hobbyfotografen“ werden die Preise auch die nächsten Jahre immer weiter sinken. Eine Umkehr im Denken der breiten Masse, halte ich für illusorisch. Leider.

    Lg Michael

    • Sandra

      Ich hoffe einfach ein bisschen dafür sensibilisieren zu können, dass Fotos einen Wert haben.

  • Ingo

    Klar fand ich es ziemlich cool, daß schon zweimal Fotos von mir auf der Titelseite der „brand eins“ verwendet wurden. Mein „Honorar“ waren jeweils Belegexemplare, mehr wollte ich dafür nicht haben.

    Und daß meine Geldscheine schon mal kurz im Fernsehen zu sehen waren, ist auch ganz lustig.

    Aber wie ist das andererseits mit dem Wert von Software?

    Diese Website hier läuft mit WordPress und einigen Plugins, von denen viele vermutlich kostenlos sind, WordPress ist es sowieso. Ist das fair den professionellen Softwareentwicklern gegenüber, daß Hobbyprogrammierer ihre Software verschenken?

    • Sandra

      Hallo Ingo,
      ich denke, das ist ein Unterschied.
      WordPress ist ein gigantisches Open-Source-Gemeinschaftsprojekt, und alle die es mit entwickeln tun damit etwas für die Netzgesellschaft. Viele dieser Entwickler entwickeln zudem kostenpflichtige Themes und Plug-Ins und sind beratend sowie entwickelnd für Kunden tätig.
      Das heißt, sie arbeiten an der kostenlosen Basis für alle mit und partizipieren von der Verbreitung von WordPress.

      Hobbyfotografen tun nur etwas für ihr eigenes Ego und lassen sich von Kunden verarschen. Du hast zum Beispiel knapp 2.000 Euro ganz cool in den Wind geschossen. Nicht für ein Tierschutzmagazin oder eine gemeinnützige Organisation, sondern für ein Wirtschaftsmagazin, in dem eine Seite Anzeige über 16.000 Euro kostet.
      Herzlichen Glückwunsch.

      • Ingo

        Die Motivation, etwas zu verschenken, ist völlig egal. Ob fürs Ego oder weil man ein guter Mensch ist, der der Netzgesellschaft etwas zurückgeben will, spielt keine Rolle. Das Ergebnis ist dasselbe, der Wert der (kreativen) Arbeit sinkt.

        Dann muß ich mir nämlich anhören: „Waaas, die Software soll soo viel kosten, wo es doch komplexe Officepakete für umsonst gibt!?“

        „…und lassen sich von Kunden verarschen.“ Genau das ist nicht der Fall, denn ich habe, zumindest was die Fotos angeht, keine Kunden.

        Die beiden Bilder waren übrigens trivial, ein Apfel und eine Banane. Hat mich sowieso gewundert, daß die bei mir angefragt hatten, wo es vergleichbare oder bessere Bilder bei jeder Microstock-Agentur für Zwei Euro Fuffzig gibt. Oder auch umsonst z.B. bei pixabay.

  • Johannes Kühner

    Sehr guter Artikel!!
    Weil die MFM-Liste darin vorkommt: Für unseren Agentur-Blog habe ich vor einem Jahr mit dem MFM-Vorsitzenden Dirk Sendel gesprochen. Er erklärt, wie sich die Honorare in der Honorarübersicht ergeben und weshalb Fotografen in Zeiten von Social Media beim Verkaufen ihrer Fotos noch mehr nachdenken müssen. http://editorial-blog.de/was-kostet-ein-foto/

    • Sandra

      Danke Johannes,
      das ist ein spannendes Interview, ich baue den Link zu Euch mit ein!

  • Maik David Schimjon

    ehrlich gesagt, habe ich über die beste Herangehensweise im Umgang mit meinen Bildern erst in den letzten Monaten begonnen zu reflektieren und bin noch zu keinem richtigem Ergebnis gekommen. Ich fotografiere erst seit Oktober 2016 richtig intensiv als Hobby und habe mir dabei auch die Frage gestellt, wie beispielsweise facebook mit den hochgeladenen Fotos arbeitet. Darin war ich mir auch nicht ganz sicher und bin es jetzt noch nicht. Nun ist es leider auch so, dass schon ein kleiner Fanpool entstanden ist und ich immer am Überlegen bin – lädst Du hoch oder nicht, wieder löschen oder nicht?
    Was Wettbewerbe angeht hatte ich noch nie ein sonderlich gutes Gefühl bei solchen Events und nehme daran auch nicht teil, ausser jetzt momentan im Nikon Wettbewerb. Aber den sehe ich auch eher als einen Gradmesser für mich. Das wird sicher auch der Einzigste bleiben. Mittlerweile verkaufe ich Bilder über Adobe Stock, um überhaupt etwas über den Wert zu erfühlen. Die ganze Problematik ist wirklich nicht einfach für jemanden der Freude an seinen Bildern hat und die Freude gern teilen möchte. Ansonsten verstehe ich durchaus worum es geht und ich würde gern meinen Teil dazu beitragen. Glücklicherweise sind immer mehr Profis auch bereit uns Hobbyisten aufzuklären und bei Fragen zu helfen. Und DAS ist schon ein enormer Fotoschritt für den ich wirklich sehr dankbar bin.

  • Thomas

    Hallo Sandra, guter Artikel – spricht mir aus der Seele. Wir von fotopodcast.de haben unlängst eine Folge zum Thema Preisfindung für Fotografen gemacht. Da kam dieses Thema auch recht ausführlich zur Sprache. Hier ist der Link zur Folge 192 „Kohle, Schotter, Kies“ https://fotopodcast.de/fpc192/

  • Mario

    Interessanter Artikel. Ich bin einer dieser hobbyfotografen, die in diesem Artikel ein wenig als der Untergang für den Profifotografen gesehen wird. Nein, ich nehme nicht an Fotowettbewerbe teil, weil die der einzigste Gewinn die erfahrung sein wird. Nein, ich verkaufe auch nicht an kommerzielle Agenturen, weil ich persönlich die Qualität nicht entsprechend finde. Ja, ist präsentiere meine Bilder im Internet und dort werden sie gekault und verwendet. Nein, ich kene nicht dagegen an, weil mir der Stress mit Anwalt etc zu aufwendig ist. Zumal die Agentueren die klauen auch im Ausland sitzen udn dort nur mäßig belangt werden können.

    Der Artikel hat für mich zwei Kernausagen.. Der gute ist, dass man als Hobby-Fotografie seine Qualitäten schätzen sollte und sich überlegen sollte, ein Reinvest mit seinen Bilder zu machen. Der andere Kern ist der sclechte, denn die Hobby-Fotografen machen es den Profi das leben schwer und nehmen diesen die Einahmen weg. Tja, die Welt verändert sich nicht nur in der Fotografie und erfolgreich ist der, der diese Änderungen erkennt und mit seinem Angeboten was daraus macht. Ein Profi der die letzen 20 Jahre immer das selbe macht, wird vermutlich bei den ganzen Hobby-Fotografen untergehen. Jeder Mensch greift zu, wenn es etwas umsonst gibt. Das macht der Profi genaus so, wie der Hobby-Fotograf. Auch der Profi wird das kostenfrei Lensfare Teaser-Pakt in seiner „Kunst“ verwenden, wie auch der Hobby-fotograf. Darüber wird sich der Profi nie beschweren und sich freuen, dass er nun 5 cent mehr Marge hat. Also könnte man den Profi an der Stelle in den selben Topf schmeissen wie die Agenuteren die versuchen an günstige Bilder heranzukommen. Die Frage ist nur, warum versuchen die Agenuteren an günstige Bilder heranzukommen. (nehmen wir die ganz schwarzen Scharf mal aus) dann, weil die Kunden der Agenture es sind, die nicht mehr zu viel zahlen wollen/können. Und warum nciht, weil wir Verbrauche es nicht mehr möchte.. Also liegt der schwarze Peter nicht nur bei den Hobbyfotografen, sondern auch beim Profi der nicht bereit ist 10 Euro für ein Stern/Bild/View etc zu zahlen und damit diese dazu zwinge Bilder günstiger einzukaufen. Ein für mich wichtige Info aus diesem Artikel ist es, die „Einreiche“Bedingungen von Wettbewerbe genauer zu lesen. Denn wenn ich mein Bild verschenke, weil ich es möchte und jemanden eine Freude bereiten möchte und möchte nicht über den Tisch gezogen werden.

  • Andrea Schäfer

    Vielen Dank für den ausführlichen Artikel!
    Eine Korrektur möchte ich jedoch vornehmen: als Gewerbetreibender muss man keine Mehrwertsteuer (eigentlich ist der richtige Terminus „Umsatzsteuer“) ausweisen, solange man nicht mehr als 17.500 EUR Umsatz/Jahr macht: Kleinunternehmerregelung gem. & 19 UStG (sorry, mein Handy kann das Paragraphenzeichen nicht).
    Damit erspart man sich viel Arbeit, die einen vom Fotografieren abhält – und eine Menge Geld für den Steuerberater. Wobei es auf jeden Fall sinnvoll ist, sich als steuerlicher Laie von einem solchen beraten zu lassen.

    Keep on shooting!
    Andrea

  • Marcel Gierth

    Nicht jeder Hobbyfotograf möchte Geld verdienen aber schätzt seine Fotos trotzdem. Dafür gibt es so etwas schönes wie die Creative Commons Lizenzen. https://creativecommons.org/
    Jeder kann selbstbestimmt entscheiden wie mit seiner Kunst umgegangen werden kann.

    Grüße

    Marcel

  • Manfred

    Hallo Sandra,
    ich lese Ihren Artikel zwar erst jetzt, aber definitiv auf den Punkt gebracht! Ich bin kein Berufsfotograf, aber kann behaupten das ich Fotografieren kann was mir schon Berufskollegen von Ihnen bestätigten. Auch haben namehafte Firmen meine Bilder für einen guten Preis, wie ich denke, gekauft.

    Wenn ich auf Sportveranstaltungen (fast immer regionale) unterwegs bin, werde ich oft nach Bildern gefragt, gebe dann eine Visitenkarte ab. Die meisten fragen dann, kann man die runterladen? ich sage gegen Zahlung ja. Große Verwunderung… Aber der da drüben verschenkt seine Bilder, dann sage ich, geh zu dem! Vor kurzem hatte ich eine penetrante Sportlerin die die Aufnahmen partout umsonst wollte, ich machte ihr klar, da ich die Bilder lieber vernichte, als da ich Sie verschenke. Ich habe sie vernichtet …

    Mich hat mal jemand in einer Malerskluft nach Bilder gefragt, und war verwundert da diese etwas kosten, ich fragte ihn, ob er mir mein Wohnzimmer umsonst streicht …. Er ging wortlos weg!

    Was ich damit sagen will, niemand sollte seine Bilder, seine Aufnahmen unter Wert verkaufen oder gar verschenken. Heutzutage fehlt einfach die Wertschätzung wie viel Arbeit und nicht zuletzt Geld in einem guten Bild steckt.

    Noch zwei Anmerkungen:
    Wie schon gesagt wurde, als Kleinunternehmen, wie ich es auch bin, ist keine Umsatzsteuer nötig. Eine Rechnung schreiben dauert keine Minute, und einen halben Tag im Jahr für die Einkommenssteuererklärung ist auch nicht viel

    Was den Satz von Herrn Gierth betrifft, jeder kann selbst bestimmt …. Klar kann das jeder, man sollte nur überlegen ob man damit anderen das leben schwer macht, die davon Leben, und Ihre Familien ernähren müssen.

    in diesem Sinne
    Gut Licht

    Manfred

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