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Ab in die Wüste: Praxistest Canon EOS 5Ds R und EF 11-24mm f/4.0, Teil 1

Ich werde in die Wüste geschickt. In eine ziemlich fotogene Wüste. Und das ist der Grund, eine Kamera mit vielen Megapixeln und einem sehr sehr großen Weitwinkel einzupacken. Also habe ich Canon um die Testgeräte EOS 5Ds R und das EF 11-24mm f/4L USM gebeten. Oder, um ganz ehrlich  sein: Ich habe um irgendein weitwinkliges Objektiv gebeten, das auf der 5Ds R mit ihrer Riesenauflösung auch funktioniert. Mit Reviews und Abwägen habe ich mich gar nicht belastet. Canon wird mir da schon was passendes mitschicken, hab ich mir gedacht. Und mit sowas wie dem EF 14mm 1:2,8L II USM gerechnet.

Nun liegt aber dieses Set vor mir, und ich weiß sofort wieder, warum ich auf meine kleine handliche Olympus OM-D E-M5 Mark II umgestiegen bin. Oly-Body und Standard-Zoom der kleinen wiegen zusammen nicht mal so viel, wie dieses Spezialobjektiv der Canon. Um genau zu sein: Die OM-D und ihr 12-40mm f/2.8 wiegen laut Küchenwaage 940 Gramm. Das Canon-Objektiv bringt stattliche 1200 Gramm auf die Waage. Das Canon-Set gemeinsam wird mein Handgepäck mit 2200 Gramm belasten.

Das sind Äpfel-mit-Birnen-Vergleiche? Aber ja, denn das wird hier kein Labortest. Und für die technisch weniger bewanderten Mitleser erkläre ich erst mal, warum diese beiden Sets nicht vergleichbar sind, auch wenn man mit beiden sehr gut fotografieren kann.

Äpfel mit Birnen: Canon Vollformat vs Olympus Micro Four Third

Eine Analogie

Ich versuchs mal mit einer Analogie: Škoda zum Beispiel baut tolle Autos, optional mit exquisiter Sonderausstattung, tollen Assistenzsystemen, da bleibt kein Wunsch offen. Das Gleiche gilt zum Beispiel für Mitsubishi. Es macht viel Spaß mit ihnen zu fahren, und man fühlt sich wohl und sicher. Oder Minis: Die sind kompakt, haben Stil, sehr feine Ausstattungen und machen Spaß. Diese und Fahrzeuge von anderen Herstellern, bauen Autos auf dem aktuellen Stand der Technik. Schon die Serienausstattungen sind up to date, und mit jeder Generation werden mehr und bessere Assistenzsysteme und Services implementiert.

Und dann gibt es da Hersteller wie Audi, Daimler, BMW. Das sind Premiumhersteller, und die zeigen mit der Forschung und Entwicklung ihrer Fahrzeuge, was technisch gerade aktuell möglich ist oder wäre (wenn es zugelassen werden würde), was in den nächsten Jahren auch für die anderen Wagenklassen zu erwarten ist, und was im Luxussegment gerade so geht.

Die meisten Hersteller fertigen Klein-, Kompakt- und Mittelklassefahrzeuge, die Premiumhersteller auch noch Oberklassefahrzeuge und Sportwagen.

Meine Oly-MFT ist wohl am ehesten mit einem ziemlich gut ausgestatteten Mini zu vergleichen: Der Mini ist cool, handlich, city-tauglich, sieht gut aus, hat Stil und Geschichte, und macht das was er machen soll ziemlich gut. Er bringt einen sicher auf kurzen und auch mal längeren Strecken von A nach B, man kann ein bisschen was transportieren, und er macht Spaß.
Die Oly arbeitet zuverlässig und trotz kleinem Sensor qualitativ hochwertig und ist für meine Einsatzzwecke ein tolles Gerät, das auch mal in eine kleine Handtasche passt, überall mit hin kommen kann, cool aussieht und ebenfalls Spaß macht.

Vergleich

Putziger Vergleich: Links die Canon EOS 5Ds R mit dem EF 11-24 mm f/4.0. Rechts meine Olympus OM-D E-M5 Mark II mit dem M.ZUIKO DIGITAL ED 12‑40mm 1:2.8 PRO.

Die Canon ist im Kleinbildsegment wohl sowas wie der Vorgänger des gerade vorgestellten neuen Audi A8: Der alte A8 ist nach wie vor ein fantastisches Auto, ein Komfortriese, elegant, leistungsstark, großartig auf langen Strecken, eine fahrende Lounge, vom Interieur-Design inzwischen etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch ansehnlich und unglaublich gemütlich und sicher für alle Insassen. Einige Assistenzsysteme hat er auch, und viele Chauffeure schwören auch heute noch auf ihn als Einsatzfahrzeug.
Die Canon ist entsprechend ein Pixel-Bolide mit erstklassigem Sensor, die Ergebnisse sind atemberaubend, soviel kann ich schon mal verraten. Sie hat etliche Funktionen und Möglichkeiten, auch wenn ihr ein wichtiger heutiger Standard fehlt, aber dazu komme ich später noch. Sie liegt satt als Statement in der Hand, und ja, eine Canon 5Ds R macht bei Kunden auch immer noch mehr Eindruck, als die hübsche, aber kleine Oly. So weit ungefähr alles klar mit der Einordnung?

Dann komme ich mal zu (für mich) technisch relevanten Details.

Die Sensorgröße

Die Canon EOS 5Ds R ist eine Vollformatkamera. Das sogenannte Vollformat (VF oder FF für “Fullframe”) bezieht sich auf die Sensorgröße, die sich wiederum am Filmformat aus Analogzeiten orientiert: Der Kleinbildfilm für analoge Spiegelreflexkameras hat ein Aufnahmeformat von 36x24mm, das Verhältnis ist also 3:2 – und diese Größe wurde für heutige Vollformatsensoren übernommen.

Die Olympus OM-D E-M5 Mark II ist eine sogenannte Micro Four Third (MFT), ihr Sensor hat ein Verhältnis von 4:3, und seine Fläche ist ziemlich genau halb so groß wie die einer Vollformatkamera. Im Detail ist die Sache mit der Sensorgröße etwas komplexer, und wer sich dafür interessiert kann sich dazu bei Wikipedia einlesen.

Die Sache mit den Pixeln und der Sensorentwicklung

Theoretisch können auf einem MFT-Sensor genau so viele Pixel untergebracht werden, wie auf einem VF-Sensor. Die müssen dann halt kleiner sein und enger zusammenstehen. So hatte meine gute alte Canon EOS 1Ds Mark II von 2005 auf ihrem Vollformatsensor mit ihren 16,7 Megapixeln kaum mehr Auflösung als heute meine Oly MFT mit ihren 16,1 Megapixeln auf ihrem Mini-Sensor. Kleinere und engere zusammenstehende Pixel haben eigentlich zur Folge, dass es bei schlechten Lichtsituationen zu erheblichem Rauschen kommt. Doch die Sensoren sind inzwischen so gut entwickelt, dass meine heutige MFT-Kamera bei 3200 ISO weniger rauscht, als damals die Vollformatkamera von 2005.

Da Sensoren in den letzten 12 Jahren in schwindelerregendem Tempo weiter entwickelt wurden, verlor mein 2005 für schlanke 7.000 Euro gekaufter Canon-Bolide in kaum drei Jahren praktisch komplett seinen Wert. Als ich ihn 2008 verkaufte, bekam ich gerade mal noch 900 Euro dafür. Das tat ganz schön weh. Grund genug für mich, in dieser schnelllebigen Entwicklungszeit nicht mehr in der ganz oberen Liga mitspielen zu wollen.

Natürlich fehlten mir an meiner darauf folgenden Canon EOS 5D Mark II der schnelle und präzise Autofokus mit den vielen Kreuzsensoren, und traute ich ihr auch anfangs weniger Spritzwasserfestigkeit und Stabilität zu, als der dicken 1Ds Mark II. Aber da sich auch mein Einsatzfeld verändert hatte, arrangierte ich mich.

Statt Demos zwischen Wasserwerfern und Konzert-Action konzentrierte ich mich auf Portraits und Business-Events, und da bin ich mit der 5D Mark II bis zuletzt gut gefahren. Und da sich Kameras und Sensoren wieder weiter entwickelt haben, habe ich mich letztes Jahr entschieden auf eine kleinere und handlichere Kamera umzusteigen, die für mein Einsatzgebiet immer noch mehr als ausreichend ist: 95% meiner Fotos werden kleingerechnet und online oder für Präsentationen genutzt, und selbst wenn mal was doppelseitig gedruckt wird, gibt es nichts an den Fotos aus der Olympus OM-D E-M5 Mark II auszusetzen, die sind toll.

Aber hey: So wie eine Luxus-Limousine einfach noch aus vielen Gründen viel abgefahrener ist, als ein noch so cooler Kompaktwagen, so gilt das eben auch für Fotos aus der EOS 5Ds R. Denn die hat nicht nur mal eben 50,6 Megapixel auf ihrem Vollformatsensor. Durch ihren Tiefpass-Aufhebungsfilter bildet sie auch noch kleinste Details in einer Dynamik und Schärfe ab, die einfach nur beeindruckend ist.

Mit der EOS 5Ds R in die Atacama-Wüste

So, und das ist der Grund, warum ich diesen Pixel-Boliden in den Koffer für meinen nächsten Trip packe. Denn es geht nach Chile in die Atacama-Wüste. Das ist der wohl trockenste Ort der Erde und die Landschaft ist einzigartig und atemberaubend. In dieser unwirklichen und unwirtlichen Umgebung fahre ich den neuen Luxus-SUV Audi Q8 und hoffe auf die Gelegenheit. mit der EOS 5Ds R Landschaft und Fahrzeug in spektakuläre Aufnahmen verpacken zu können.

Schon die Reise wird abenteuerlich werden, denn soeben habe ich erfahren, dass mein KLM-Flug gecancelt und meine Reise auf den letzten Drücker umgeschmissen wurde. Nun werde ich auf dem Weg in die Wüste drei mal umsteigen, 15 Stunden in der Luft und acht Stunden auf Flughäfen verbringen, und wenn ich dann durch den Zoll bin, nochmal 1,5 Stunden mit dem Auto fahren, bis ich an meinem Ziel, einem Luxus-Hotel mitten in der Wüste, angekommen sein werde.

Wenn Ihr wissen wollt, ob das alles so hinhaut, wie ich mir das vorstelle, oder ob ich auf irgendeinem südamerikanischen Flughafen verloren gehe, dann folgt mir doch auf einem meiner Kanäle, denn ich werde jeden Tag zeitnah berichten, sofern ich Internet habe 😉 Ihr findet meine Kanäle auf Instagram und Facebook, und da werde ich mich in den Stories immer mal wieder von unterwegs melden. Und wenn das mit diesen neuen Instagram TV klappt, dann gibts auch immer mal lustige Videos wie das hier.

Erster Spaziergang

Leider hatte ich bisher noch keine Zeit um die Canon EOS 5Ds R und das EF 11-25mm/f4.0 schon vor meiner Reise ausgiebig testen zu können, deshalb gibt es hier vorerst wenige erste Eindrücke von Spaziergängen. Und wenn ich heil aus Chile zurück bin – also am Donnerstag – dann wird es sicher eine interessante Fotoausbeute geben. Und ich werde jede Menge zu erzählen haben.

 

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